Das Appenzellerland, gelegen im Nordosten der Schweiz, ist eine der ursprünglichsten und charmantesten Regionen des Landes. Hier scheint die Zeit manchmal stillzustehen: bunt bemalte Holzhäuser, grüne Hügellandschaften, Menschen in Tracht und traditionsreiche Bräuche prägen das Bild. Wer die „authentische Schweiz“ erleben will – ohne große Städte, sondern mit echter Gastfreundschaft und handwerklicher Kultur –, ist in Appenzell genau richtig.
Ein Ort mit Charakter und Charme
Der Hauptort Appenzell ist ein Bilderbuchdorf mit einer Fußgängerzone, die von liebevoll bemalten Häuserfassaden und schmiedeeisernen Schildern gesäumt wird. Die Fassaden zeigen oft Szenen aus dem ländlichen Leben oder der Geschichte des Kantons. Kleine Läden bieten regionale Produkte an: Appenzeller Käse, Holzschnitzereien, Trachtenstoffe, handgemachte Schokolade.
Hier funktioniert das Miteinander noch auf traditionelle Weise – zum Beispiel bei der Landsgemeinde, einer der letzten direkten Volksversammlungen unter freiem Himmel, bei der Bürger durch Handheben abstimmen.
Naturparadies für Wanderer und Ruhesuchende
Das Appenzellerland ist ideal für Wanderer, die Ruhe suchen und die Natur genießen wollen. Die sanften, grünen Hügel sind durchzogen von gut ausgeschilderten Wanderwegen, die zu Aussichtspunkten, Almhütten oder kleinen Kapellen führen.
Besonders beeindruckend ist die Wanderung zum Seealpsee, einem tiefblauen Bergsee, der in einem Hochtal liegt. Auch der markante Säntis, mit 2.502 Metern der höchste Berg in der Ostschweiz, bietet mit seiner Seilbahn nicht nur spektakuläre Aussichten, sondern auch Einblick in die alpine Flora und Fauna.
Ein weiteres Highlight ist das Berggasthaus Äscher, das spektakulär in eine Felswand gebaut ist – weltbekannt durch unzählige Fotos und Reportagen.
Käse, Bier und Brauchtum
Appenzell ist berühmt für seinen Appenzeller Käse, der für seinen würzigen Geschmack bekannt ist. Das Geheimnis liegt in der Kräutersulz, mit der der Käse während der Reifung eingerieben wird – das genaue Rezept ist ein gut gehütetes Geheimnis. In der Appenzeller Schaukäserei in Stein kann man live bei der Herstellung zusehen und natürlich auch kosten.
Auch Bier wird hier mit Stolz gebraut: Die Brauerei Locher ist die Heimat des beliebten Appenzeller Biers, darunter Spezialitäten wie „Quöllfrisch“. Bei Führungen erfährt man mehr über das traditionelle Brauverfahren und die Verbindung zur lokalen Kultur.
Lebendige Traditionen und Volkskunst
Im Appenzell lebt das Brauchtum: Beim Almabtrieb (hier „Alpstobete“ genannt) ziehen festlich geschmückte Kühe mit ihren Hirten in bunter Tracht durchs Dorf. Begleitet wird das Ganze oft von Zauren – einem besonderen Naturjodel ohne Text – sowie von Hackbrett- und Akkordeonmusik.
Die Appenzeller Stickerei, traditionelle Scherenschnitte, bemalte Kühe auf Holztafeln – all das gehört zur lokalen Handwerkskunst und wird in kleinen Ateliers gepflegt.
Fazit
Appenzell ist eine Reise in ein anderes Tempo – eine Rückkehr zu Tradition, Naturverbundenheit und echter Herzlichkeit. Die Region ist nicht laut oder spektakulär, sondern leise, lebendig und berührend. Wer die Seele der Schweiz entdecken will, findet sie hier – zwischen Hügeln, Käse und Gesang.